WASSER.WISSEN - Station 8
In der Vergangenheit führten schon kleinere Hochwasserereignisse der Sächsischen Saale zu Überschwemmungen in Oberkotzau. Die alte Brücke am “Schwarzen Weg” mit ihrem viel zu geringen Abflussquerschnitt verschärfte die Situation zusätzlich. Sowohl für die Gemeinde als auch für die betroffenen Anlieger war jedes Hochwasser mit erheblichen Kosten hinsichtlich Aufräumungsarbeiten, Sachschäden und Produktionsausfall verbunden.
Aufgrund der Zuständigkeit des Freistaates Bayern für den Gewässerausbau plante das Wasserwirtschaftsamt Hof ab 1998 umfangreiche Abhilfemaßnahmen:
Schutz vor Hochwasser für rund 13 Hektar bebautes Gebiet. Die notwendigen Bauten wurden in das Ortsbild integriert.
Verbesserung der Gewässerökologie der Sächsischen Saale durch naturnahe Umgestaltung.
Stärkung der Sozialfunktion des Flusses durch Geh- und Radwege.
Technischer Hochwasserschutz besteht im Wesentlichen aus Hochwasserschutzmauern und -deichen. Ihre Höhe entspricht dem Abfluss eines Hochwassers mit 100-jährlicher Wiederkehrswahrscheinlichkeit, dazu kommen 15% Zuschlag (Klimawandel) und technisch erforderliche Freibordhöhe. Die Bauwerke müssen zum Untergrund abgedichtet werden, damit bei hohen Wasserständen keine Unterströmung eintritt.
Genauso wichtig ist die Binnenentwässerung, die das Niederschlagswasser des bebauten Gebietes sammelt und ins Gewässer führt. Bei Hochwasser schließt ein Schieber den freien Auslauf automatisch. Das Binnenwasser wird dann unter Druck ins Gewässer gepumpt. Dazu sind in Oberkotzau sechs Pumpen mit einer Leistung von je 400 l/Sek. installiert.
Strömung und Hochwasser verdriften die im Gewässer lebenden Organismen. Doch Fische, Insekten und andere Gewässerlebewesen müssen auch flussauf in ihre Lebens- und Fortpflanzungsräume wandern. Das war am Wehr der Angermühle vorher nicht möglich. Durch den neu geschaffenen seitlichen Bachlauf wird der Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser über die zusätzliche Bachlänge und eine Beckenstruktur überwunden.